Mit großer Trauer müssen wir von unserer geschätzten Kollegin und Mitarbeiterin Frau Jutta Dopheide Abschied nehmen.
Frau Dopheide ist am 18.07.2025 im Alter von 64 Jahren verstorben.
Jutta Dopheide hat sich in ihrem beruflichen, aber auch in ihrem persönlichen Werdegang ganz dem tiefen Verständnis eines Phänomens verschrieben, welches insbesondere zu Beginn ihrer Tätigkeit Menschen auf der einen Seite oftmals vor Rätsel gestellt, auf der anderen Seite häufig in Isolation gefangen gehalten hat: Sie widmete ihre berufliche Identität dem komplexen Themenfeld der „Autismus-Spektrum-Störung“ (ASS).
In einer Zeit, in der Autismus oftmals noch weitestgehend unbekannt und somit das Bewusstsein für unterschiedliche Wahrnehmungswelten zu wenig entwickelt war, setzte sich Jutta Dopheide genau für die jungen Menschen und deren Familien ein, die damals noch keine Lobby hatten: Kinder und junge Menschen, die von außen betrachtet irgendwie „ganz anders“ tickten, die man scheinbar nicht so recht verstehen konnte (oder wollte?), die den pädagogisch eigentlich bewährten Interventionen (und uns Fachkräften) oftmals die eigene Begrenztheit spiegelten.
Als Mitgründerin und Projektleitung von TE.TR.AS gelang es ihr bis zu ihrem Eintritt in die Altersteilzeit im Jahr 2022 über fast zwei Jahrzehnte ein für ASS-Betroffene und deren Familien spezialisiertes System zu entwickeln und mitzugestalten, welches bis heute in Wirksamkeit und Nachhaltigkeit einzigartig ist.
Während in der Zusammenarbeit mit von ASS betroffenen Menschen – teilweise sogar bis heute – oftmals noch Ideen zur Erlangung einer dogmatischen, wenig individualisierten und im Ergebnis unerbittlichen Anpassungsleistung der von ASS Betroffenen an bestehende Strukturen vorherrschten, stand Jutta Dopheide für das Zusammenspiel aus gegenseitigem „einander verstehen Lernen“ und insbesondere für eine gegenseitige, wertfreie Akzeptanz von Wahrnehmungsvielfalt und Diversität.
Somit konnte sie immer wieder erfolgreich Brücken zwischen den Wahrnehmungswelten von betroffenen und nicht-betroffenen Menschen bauen und dadurch gemeinsam mit den jungen Menschen und deren Familien erforderliche Weichenstellungen für zufriedenere, individuellere Lebenswege gestalten.
Mit jahrelangem, persönlichem und vor allen Dingen unermüdlichem Einsatz für „ihre“ Familien gelang es ihr, jungen Menschen, die oftmals Erfahrungen von Isolation oder Ablehnung erleben mussten, ein Gehör und Sichtbarkeit zu verschaffen. Sie hat in hunderten erfolgreichen Gestaltungsprozessen dazu beigetragen, dass junge Menschen sich selbst nicht nur besser verstehen, sondern sich gleichzeitig auch besser in ihrer Lebensrealität verstanden fühlen konnten.
Jutta Dopheide behandelte diese Erfolge und ihren wertvollen Beitrag zur Bewusstmachung und zur Erlangung eines tieferen Verständnisses für das Phänomen ASS stets mit großer eigener Bescheidenheit und Zurückhaltung – es widerstrebte ihr, sich in den Mittelpunkt zu stellen. Dass der Themenkomplex Autismus-Spektrum-Störung im Kinderheim, in der Stadt Herne und inzwischen auch in diversen anderen Kommunen eng mit TE.TR.AS und somit auch unteilbar mit Jutta Dopheide verbunden ist, wird trotz ihrer Zurückhaltung dennoch immer bleiben.
Wir sind dankbar für den gemeinsamen Weg und werden Frau Dopheide sehr vermissen.
Unser Mitgefühl gilt ihrer Familie, Freunden und allen, die ihr nahestanden. Die Trauerfeier und Beisetzung fanden im engsten familiären Kreis statt.
Geschäftsführung, Leitung und Belegschaft der Ev. Kinderheim Jugendhilfe Herne & Wanne-Eickel gGmbH